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Der einsame Außenposten

Römische Standlager aus der Zeit der augusteischen Feldzüge


Das 2003 an der Werra bei Hedemünden im Landkreis Göttingen entdeckte römische Standlager aus der Zeit der augusteischen Feldzüge ins rechtsrheinische Germanien gibt immer neue Überraschungen preis. Probegrabungen des Jahres 2009 führten erneut zur Freilegung von Baubefunden der Innenbebauung des Hauptlagers I.

Nachgewiesen wurden - neben diversen Zeltstandorten - mehrere Großgebäude in Holzbauweise. Letztere ruhten mit ihren Schwellrahmen teilweise auf Setzungen großer Sandsteinblöcke, sodass unterlüftete Schwebeböden gegeben waren. Mehrere siloartige Gruben erbrachten zahlreiche Scherben römischer Vorratskeramik, zumeist von großen Krügen und Amphoren, dazu Metallobjekte und paläobotanische Reste (Getreide, Weintraubenkerne). Zahlreiche Neufunde eiserner Waffen-, Ausrüstungs-, Werkzeug- und Baubeschlagteile ergänzen das Fundspektrum des militärischen Alltags. Die Fundmünzen grenzen den Lagerzeitraum inzwischen auf die Jahre 11 bis 7 v. Chr. ein.

Werra Bildrechte: Klaus Grote / NLD
Werra bei Hedemünden. Auf dem bewaldeten Berg in der Bildmitte das Römerlager.

In den vergangenen zwei Jahren konnte erkannt werden, dass beiderseits des Hedemündener Stützpunktes auf den hoch gelegenen Rändern des Werratales zwei kleinere Außenposten bestanden. Beide sind - in 5 beziehungsweise 3 km Entfernung - mit dem Hauptlager durch einen gut rekonstruierbaren, fundreichen Marschweg verbunden. Der südlich der Werra auf der kalten Hochfläche des Kaufunger Waldes auf fast 400 m Höhe gelegene Platz kann als zweites, kleineres Lager bezeichnet werden. Dessen Befestigungsreste aus Wall und Graben sind gut erhalten und als Ringwall "Kring“ (Gemarkung Oberode) eigentlich alt bekannt.

Pfeile Bildrechte: Klaus Grote / NLD
Beispiele eiserner schwerer Spitzen von Pfeilen der Katapultgeschütze.

Die Maßnahmen des Jahres 2009 erbrachten einen erheblichen Zuwachs an Fundmaterial der augusteisch-römischen Belegung: Reste eiserner Militaria, Zeltheringe, Werkzeuge und Trossbestandteile, viele typische Sandalenbeschlagnägel, ein Bleilot, Teile von Messingkasserollen, Scherben von Amphorenkeramik. Hervorzuheben ist eine komplett erhaltene eiserne Fessel vom Typ "Storch“ für Hals und Hände. Sie fand sich unmittelbar bei einem Denar, Prägedatum 19 v. Chr., und weiteren Sandalennägeln.

Klaus Grote

(aus: Archäologie in Deutschland 3/2010. S. 44)

Münzen Bildrechte: Klaus Grote / NLD
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